Meine Schatzkiste - Großer Jugendsonntag in Delitzsch

Zum Jugendsonntag führte Apostel Korbien die Bezirke Dessau, Leipzig und Torgau in Delitzsch zusammen. Neben ganz viel IJT-Gefühl erlebte die Jugend einen bewegenden Abschied. Eine Glaubensschwester schildert den Tag aus ihrer Sicht. 

Die neuapostolische Kirche in Delitzsch

Die neuapostolische Kirche in Delitzsch

In US-amerikanischen Gemeinden sieht man oft, dass Geschwister mit Stift und Zettel im Gottesdienst sitzen. Nicht, um sich mit Malereien zu beschäftigen oder um heimlich während der Predigt Briefe zu schreiben, sondern um wichtige Kerngedanken zu notieren. Ein paar Wochen vor dem Jugendsonntag hatte ich mit meiner ältesten Freundin Jenny deswegen ausgemacht, dass wir beim nächsten gemeinsamen Gottesdienstbesuch mitschreiben würden. Und so begab es sich, dass wir uns zum Jugendsonntag in Delitzsch trafen. Das einzige Problem daran war, dass sich dieser Jugendsonntag als so inhaltsreich herausstellte, dass ich eigentlich hätte Stenografie beherrschen müssen, um alles festzuhalten, das mir wichtig war.

Das bringt uns allen etwas!

Passenderweise wählte Apostel Korbien für diesen Sonntag ein Wort, das Stammapostel Schneider in einem Jugendgottesdienst in Südamerika verwendet hatte:

„Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und bleibe in seiner Liebe.“ (Johannes 15,10)

Der Apostel weiß auch, dass bei dem Thema „Gehorsam“ gerade bei jungen Erwachsenen schnell der Gedanke kommen kann, dass man doch nun kein Kind mehr sei. Endlich erwachsen! Muss es denn dann wirklich sein, dass wir uns Geboten fügen? Doch gehorsam zu sein, ist gelebte Glaubenspraxis. Dabei bildet die Erkenntnis ein zentrales Element: „Das Schönste ist, wenn man Geboten folgt, nicht weil man es muss, sondern weil man begriffen hat, dass sie wertvoll sind. Wenn man erkannt hat: Ja, das ist richtig. Das bringt uns allen etwas!“

Natürlich geht es im Gottesdienst nicht darum, dass wir die Predigt im Anschluss rezitieren können. Die Feier des Heiligen Abendmahls und die Gemeinschaft sind schließlich DIE besonderen Höhepunkte, die man schwierig in Notizen beschreiben kann. Aber für den Alltag und um eben Erkenntnis zu gelangen und um uns weiterzuentwickeln,  wäre es schön, wenn jeder von uns aus jedem Gottesdienst wenigstens einen Gedanken mitnehmen könnte, den er die kommenden Tage reflektiert, mit anderen teilt oder als Grundlage nimmt, um das Evangelium auch dann zu leben, wenn die Sünde bereits an der nächsten Ecke auf uns lauert. Erfahrungsgemäß lässt der Heilige Geist nämlich genau den Gedanken in uns wirken, den wir ausgerechnet in dieser Woche ganz dringend brauchen.

Ein Influencer

Was ich auch nicht auf Papier festhalten konnte, war die Komplexität der Tränen meiner Glaubensgeschwister und mir: Tränen des Abschieds und der Dankbarkeit. Traurig, weil Dirk Röseler seine Aufgabe als Jugendleiter von Leipzig-Mitte weitergab und dankbar, weil wir ihn zehn Jahre in dieser Funktion erleben durften. Mit der letzten Predigt in einem Jugendgottesdienst und einer herzerwärmenden, berührenden Präsentation seiner Jugend erlebten wir einen wunderschönen Abschied. Außerdem durfte sich die Jugend freuen, weil Priester Frank Brandt nun diese Aufgabe übernehmen durfte.

Dirk wies in seinem letzten Jugendgottesdienst darauf hin, dass wir alle ein besonderes Geschenk von Gott bekommen haben: unsere Gotteskindschaft. Und diese sollen wir in unserer ganz persönlichen Gotteskind-Schatzkiste behalten. In ihr können wir auch das Erleben des Internationalen Jugendtags aufbewahren, die Werte unserer Eltern, einen Vorsteher, den wir mal hatten oder Jugendliche, mit denen wir einst gemeinsam den Weg gegangen sind. Dazu gab er uns einen wichtigen Rat mit: „Manchmal gefällt uns ein Baustein in dieser Schatzkiste nicht und wir werfen einfach alles weg. Und das sollen wir bitte nicht tun. Wir haben Sorgen, wir haben – auch wenn wir jung sind – Probleme, wir haben auch manchmal Probleme, mit unserem Glauben zurechtzukommen, aber das Ziel muss [dennoch] sein, diesen Schatz für uns festzuhalten.“ Ein Schatz, den Dirk niemals hergeben wird und für immer behalten will, ist die Jugend: Er versicherte uns einen sicheren Platz in seinem Herzen.

In der Präsentation seiner Jugendlichen wurde wieder deutlich: Dirk ist ein wahrer Influencer*. Und das meine ich nicht wegen seiner allsonntäglichen Sprachnachrichten oder seiner Fotos, mit denen er die Jugend stets an seinem Leben teilhaben ließ, sondern besonders, weil er die Jugend wirklich positiv beeinflusst: mit gelebter Nächstenliebe und auch damit, dass er immer wieder bewiesen hat, dass Kirche wirklich Spaß macht.

Hammer Leute, ...

Nach einem kurzweiligen, emotionalen IJT-Video durften wir noch den strahlenden Sonnenschein genießen und an einem Oktobersonntag tatsächlich gemütlich im Freien zu Mittag essen. Das allseits beliebte Zitat vom Europäischen Jugendtag 2009 fasst den Sonntag einfach perfekt zusammen: „Hammer Wetter, Hammer Leute, Hammer Segen!“

*Person, die [in sozialen Netzwerken] besonders einflussreich ist